Am Weltweit hat nur ein Teil der Weltbevölkerung überhaupt Zugang zum Internet. Das Internet ist daher ein Motor der Ungerechtigkeit und ein Indikator für die ungleiche Verteilung auf dem Planeten Erde, wobei die Frauen an der Spitze stehen und den Maßstab für die Ungleichheit verkörpern.
Dennoch wird im Kontext der Digitalisierung viel über solidarische Frauen und feminisierte Menschen gemacht, die an der Seite internationaler Frauenkämpfe stehen. Lange Zeit wurden Frauen als bloße Konsumentinnen und Nutzerinnen wahrgenommen und auch überwiegend nur über ihren Körper identifiziert, als Lebewesen "ohne eigene Intelligenz und effektives Handeln".
Die Fütterung dieser Netzwaffe mit Algorithmen des Hasses, die seit Jahrhunderten gegen sie gerichtet sind, mit Stereotypen darüber, was eine "Frau" überhaupt ausmacht, und mit sexistischen und rassistischen Gegenreaktionen ist ungebrochen. Die globale politische und soziokulturelle Wahrnehmung von Frauen in ihrer Vielfalt lässt trotz der bestehenden Vielfalt der Nationalstaaten kaum Unterschiede erkennen, weil "Frauen und Mädchen" in den Stereotypen globalisierter Frauenkörper und Denkweisen vorkonstruiert sind.
Für mehr als die Hälfte der Frauen auf der Welt ist es nicht möglich, dem www ihr feministisches Gesicht zu geben, weil sie überhaupt keinen Zugang dazu haben. Frauen setzen sich nicht immer für Gleichstellungspolitik und Frauenpolitik ein, denn Selbstermächtigung und Empowerment sind in Patriarchaten jeglicher Art heutzutage völlig fehl am Platz. Es ist daher angebracht, von einem digitalen Privileg zu sprechen.
Der Prototyp "Frau" in Vergangenheit und Gegenwart vermittelt keine frauenspezifische feministische Dekonstruktion der von uns so zerbrechlichen "Realität". Diese Myriaden von Stereotypen in privaten und öffentlichen Sphären werden ständig performativ reproduzieren, so dass es uns nicht gelingt, sie feministischer zu gestalten, zu hinterfragen und auf neuen aufzubauen. Der Hass gegen Frauen und Mädchen ist historisch und im kollektiven Bewusstsein der Mehrheit der Weltbevölkerung zu tief verankert, unbestreitbar wissenschaftlich belegt, was wir erst seit einigen Jahrzehnten vom "Krieg gegen Frauen" sprechen.
Alles, was weiblich ist, ist negativ besetzt. Wir leben in Zeiten akuten Männlichkeitswahns, und so ist es nicht verwunderlich, dass die digitalen Innovationsleistungen des Internets überwiegend eine Männerdomäne und in ihrem gesamten Spektrum fast ausschließlich männlich sind. So verspielen wir die Wissensproduktion und -vermittlung in der männlich dominierten Technikwelt, gegen das Können und Handeln, gegen den Versuch, andere Gesellschaftsformen im feministischen Sinne einzubeziehen - Milliarden von Menschen/Frauenleben. Die Macht der zerstörerischen und hasserfüllten Manöver gegen Frauen und feministische wissenschaftliche Erkenntnisse zielt als globale Sichtweise darauf ab, sie weiterhin zum Schweigen zu bringen.
Ein anderes Beispiel sind die weitreichenden Migrationsströme: Mehr als 66 Prozent haben ein weibliches Gesicht und auch die Flüchtlingsbewegung. Diejenigen, die auch aus wirtschaftlichen und rein politischen Gründen auswandern, sind meist allein Frauen!
Viele von ihnen erleben die ständigen Kontroversen in diesem Zusammenhang. Lasst uns damit beginnen, dieses abwertende und verzerrte Bild über Frauen und Mädchen in der Migration und als Flüchtlinge aufzubrechen. Beginnen wir mit der spezifischen Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die wegen ihres Intellekts, ihres Verhaltens und ihres ungehorsamen Lebens exkludiert, verfolgt werden, verschwinden, gefoltert oder getötet werden. Der Anstieg der Femizide oder Frauenmorde (Femizid) ist Teil dieser weltweiten Verbreitung von Inhalten und der gezielten Ausgrenzung von Frauen und Mädchen im Netz.
Die größte Rolle spielen, wie gesagt, die männlichen Phantasien darüber, was einer Frau überhaupt entsprechen soll. Die Religionen und damit die Bildungssysteme sowie die Ökonomien, die überwiegend männlich "motivierte" Wert- und Weltvorstellungen vermitteln, halten uns in Fesseln über uns selbst, weit entfernt von unserem Traum der Selbstverwirklichung ohne die Ketten der Machtverhältnisse, ich nenne sie "phallische Verhältnisse".
Das Grauen beginnt im privaten Bereich und erstreckt sich auf unser gesamtes öffentliches Leben. Um eine 100%ige Selbstbefreiung für alle Frauen zu gewährleisten, müssen wir uns Fragen stellen. Wie können wir das Internet feministischer und frauenbewusster gestalten, um es zu einem zukünftigen weiblichen Betätigungsfeld zu machen? Wann und ohne Hass werden wir der Zukunft ihr wahres weibliches Gesicht geben? Wie können wir mehr Bewusstsein für die Entfesselung und den Kampfgeist schaffen? Wann werden wir mehr frauenspezifische Plattformen schaffen? Elektronische Dienste? Unternehmen, Genossenschaften, von Frauen geführte Unternehmen in der digitalen Welt und in den Medien? Die endgültige Umwandlung der Umwelt und der Natur in ihren würdigen, unantastbaren Platz in der Geschichte steht auch noch an? n
Der Videotalk zum Thema Frauenhass im Netz im Rahmen des Projektes "Fight Like a Girl". Das Projekt entstand mit freundlicher Unterstützung der MA57 - Frauenservice der Stadt Wien.
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